Splitter

Liebe Leserinnen und Leser,
die Konfirmation unseres Sohnes ist nun auch schon wieder zwei Wochen her. Wie die Zeit vergeht. Meine Güte. Pfingstsonntag war es - ein gutes Fest. Der Gottesdienst und der Segen, für den nun mündigen jungen Menschen. Hatten wir ihn nicht “gerade erst“ zur Taufe gebracht? Und nun kann er, wenn er gefragt wird, Taufpate werden. Darf selber entscheiden, dass er zum Abendmahl geht und darf den Gemeindekirchenrat wählen. Schritte in die Selbstständigkeit.

Die Feier zu Hause. Die großen Söhne, das Enkelkind, Familie, Freunde. Gutes Essen, fröhliche Momente, viele Grußkarten, ein paar Tränchen, spannende Gespräche und ein wenig Aktion. Unsere “Auswärtigen“ waren schon am Samstag angereist. Viel Zeit miteinander. Wie gut. Wunderbare Erinnerungen.

Auch diese Kleine hier. Samstag - alle “Auswärtigen“ schon da. Sonnenschein, Garten, Grill. Schön!

Dann ... ein Splitter.
Im Laufe der Vorbereitungen hatte ich ihn mir in den Zeigefinger gezogen und... ignoriert.
Ignorieren, ging nicht mehr. Entzündet. Autsch!

Also versuchte ich es selbst. Splitter können gemein sein. Sie lassen auch nicht nach, im sich immer wieder bemerkbar machen. Alles half nichts. Ich bekam ihn nicht zu fassen.

Ein Freund, aus der Altmark, zog sein Taschenmesser aus der Tasche. Multifunktionstool. Er reichte mir, lächelnd, die Pinzette. Was war ich dankbar. Jetzt aber. Ich “operierte“ weiter, ohne Erfolg.

„Soll ich mal?“ fragte er. „JA! BITTE!, dachte und sagte ich. Und dann: Problem gelöst.

Heute fällt mir der Splitter und der Balken ein.
Ein Jesuwort. Alltäglich, aber nicht klein.
Du siehst den Splitter im Auge deines Gegenübers. Bemerkst du nicht den Balken in deinem eigenen Auge? (Matthäus 7, 3; BasisBibel)

Mitunter erlebe ich es so: Den eigenen Splitter nicht sehen können. Und den Splitter, beim anderen - der ja auch nur ein Splitter ist - groß reden, bis er zum Balken geworden ist.

Moralische Keule gezückt? Nein! Darum geht ́s mir nicht.

Mich berührt das Gespür des Freundes. Er kennt mich. Ich hätte ihm nicht gleich am Anfang meine Hand hingestreckt. „Geht schon! Und ich hätte mich furchtbar geärgert, hätte er einfach meine Hand genommen, dazu die Pinzette um, ungefragt, den Splitter zu ziehen.
Ärgerlicher wäre ich geworden, hätte er so “lustige Sprüche“ gemacht. „Lass mal den Profi ran.“ Hat er nicht! Danke dafür.

Gib mir ein Gespür, Gott,
für mich - für Andere.Befreundet - oder nicht.
Amen

Eine gesegnete Zeit,
Pfarrerin Birgit Molin