Kleine Gottesgaben

Frühlingsfeste, Maifeuer, Familienfeste, Taufen, Konfirmationen und für andere, die nicht glauben, Jugendweihe - es wird landauf und landab gefeiert. Draußen, im Zelt, zu Hause, in Gaststätten, an traditionellen und außergewöhnlichen Orten gibt es genug Anlässe. Und Essen wird aufgefahren - von der Bratwurst bis zum Festbankett, Getränke, Musik, eine Feuerschale, um sich zu wärmen. Familie, Freunde, auch mal das ganze Dorf oder der Stadtteil treffen sich. Es ist gut, dass wir gemeinsam feiern, uns treffen und fröhlich sein können. Menschen sind Gemeinschaftswesen. Wir brauchen das Zusammensein, gemeinsames Essen, miteinander zu reden und zu feiern.

Sogar in der Kirche ist das so, auch wenn uns Christen nachgesagt wird, langweilig und trübsinnig zu sein. Aber in der Bibel wird vom Anfang bis zum Ende vom Essen geschrieben. Es ist mehr als das Schlückchen Wein und das Stückchen Brot beim Abendmahl. Es ist auch mehr als reine Nahrungsaufnahme. Gemeinsames Essen ist schauen, wie es dem anderen geht, fragen, was am Tag vor einem liegt oder was gewesen ist, Fürsorge und Aufmerksamkeit. Es ist Gemeinschaft untereinander und mit Gott, Dank und Freude. Vieles davon ist heute im normalen Alltag vergessen. Wenn in der Familie jeder allein an den Kühlschrank geht, sich was zum Abendbrot herausnimmt und es dann vor dem Fernseher oder dem Computer nebenher reinstopft, wenn am Morgen sich jede ihr Müsli oder Toast am Küchentisch einsam reinzwängt, schmecken auch der Kaffee oder Tee und sogar das Feierabendbier nicht richtig. Gemeinsam am Tisch sitzen, zusammen sein und essen, sich besuchen, gibt es oftmals nur noch am Wochenende. Viele Menschen leben allein, essen allein, schlafen allein, sitzen allein ... sind allein, selbst wenn sie gar nicht allein wohnen. Im Predigerbuch steht: „wenn irgend ein Mensch isst und trinkt und Gutes genießt bei all seiner Mühe, so ist das auch eine Gabe Gottes“.

Vielleicht ergibt es sich ja am Wochenende, diese Gabe Gottes zu genießen. Zusammen zu essen oder zufällig ein Blümchen in der Hand zu halten und eine Bratwurst übrig zu haben, für den immer so mürrischen Nachbarn, oder ein Stückchen Kuchen für die Erna, deren Mann vor zwei Jahren gestorben ist. Und vielleicht erntest du dafür ein Lächeln und merkst, Werner ist gar nicht so mürrisch und Erna geht das Herz über. 

Solche kleinen Gottesgaben wünscht euch Pfarrer Michael Schlauraff aus Bibra.