Nachösterliche Gedanken

„Durch die Hände der Apostel geschahen viele Zeichen und Wunder im Volk“ Apg. 5,12

Eine interessante Antwort auf die Frage, warum sich der Osterglaube ausbreiten konnte: Das Wunder, dass Menschen die Kraft der Botschaft spürten; das Wunder, dass viele gesund wurden, aufatmen konnten, neu zu leben anfingen – diese Wunder geschahen nicht nur durch Worte, sondern vor allem durch die Hände der Apostel. Nicht durch Reden, sondern durch Handeln haben sie bezeugt, dass Jesus lebt. Nicht ihr „Mundwerk“ hat die Menschen für das Evangelium begeistert, sondern ihr zupackendes „Handwerk“.

Heute fragen manche: Warum geschehen jetzt so wenige Wunder? Warum erleben wir in unserer Gemeinschaft so wenig, was neugierig macht und mitreißt? Vielleicht sagen viele beim Thema Glaube: „das berührt mich nicht!“, weil das „Handwerk“ zu kurz kommt und das „Mundwerk“ zu wenig griffig ist. Vielleicht werden manche nicht mehr vom Evangelium gepackt, weil zu viel geredet und gesessen, geschrieben und vorgeschrieben, aber zu wenig im Sinn Jesu gehandelt wird.

„Durch die Hände der Apostel geschahen viele Zeichen und Wunder im Volk.“

Das Wunder, dass jemand zum Glauben kommt, aufleben kann, seine Begabungen entdeckt, im Evangelium seinen Wegweiser findet – dieses Wunder geschieht, wenn ein anderer ihn an der Hand nimmt, aufrichtet, mit Respekt behandelt und mit seinem Glauben in Berührung bringt. Deshalb habe ich an die Gemeinschaft drei Wünsche.

Erstens: Dass wir im guten Sinn zu „Handlangern“ Jesu werden. Für Jesus Handreichungen ausführen, in seinem Sinn die Hände reichen und seine Kraft spüren lassen – ganz im Sinn einer Meditation, die mit dem Satz beginnt: „Christus hat keine Hände, nur unsere Hände, um seine Arbeit heute zu tun.“

Zweitens: Dass wir – richtig verstanden – „von der Hand in den Mund leben“ – dass erst das in unseren Mund kommt, was wir vorher praktizieren; dass wir von dem reden, um das wir uns täglich bemühen. Eine Regel der Bruderschaft von Gnadenthal bringt es auf den Punkt: „Rede von Christus nur, wenn du gefragt wirst. Aber lebe so, dass man dich fragt.“

Drittens: Dass unsere Gemeinschaften so etwas wie „Handarbeitskreise“ werden – dass man spüren kann: Hier legen Menschen Hand an und bauen mit am Reich Gottes. Hier ist etwas von Jesu Gesinnung, seinen Ideen und seiner Nähe mit Händen zu greifen.

"Durch die Hände der Apostel geschahen viele Zeichen und Wunder im Volk."

Ich bin überzeugt: sie geschehen auch heute. Oft genügt schon eine kleine Handbewegung.

Mit Segensgrüßen

Pfarrer D. Molin