Herdentrieb

"Du Schaf!" - so läßt sich niemand gerne betiteln. Denn Schafe gelten zwar als harmlos, aber auch als ausgesprochen gedanken- und willenlos. Sie sind eben echte Herdentiere. Dabei schlummern in ihnen ungeahnte Fähigkeiten. Jüngst war von einem Schaf zu lesen, das, nachdem es der Herde verloren gegangen war, in Freiheit sich als clever und mutig erweist und keinen Drang verspürt, in die wohlig - wollige Masse zurückzukehren.

Ist es bei Menschen anders? Wie leicht ist es doch, dem Gruppenzwang zu erliegen und auf eigenes Denken zu verzichten! Da braucht es manchmal die Herausforderung, um eigene Wege zu finden.

Am zweiten Sonntag nach dem Osterfest hört die Kirche traditionell die Worte Jesu: "Ich bin der gute Hirte". Christen können sich als Herde bezeichnen. Aber willenlos soll niemand durch das Leben trotten, schon gar nicht die Christen. Gott will, dass wir unsere Freiheit gebrauchen, mit dem Herzen, mit dem Kopf, mit den Händen. Aber wir dürfen darauf vertrauen: Wenn wir uns verirren - und wem kann das nicht passieren -, dann ist Christus da, um uns neue Orientierung zu geben.

Das kann man in der Kirche finden: Gemeinschaft in Freiheit, Herdentrieb eher nicht. Gott sei Dank!