Freut euch!?

Der morgige 4. Sonntag der Passionszeit trägt den lateinischen Namen „Lätare“. Das heißt übersetzt „Freut euch“. Die Worte entstammen einem Bibelwort dieses Sonntags, das von Gottes Zukunft spricht: „Freut euch mit Jerusalem…. Siehe ich breite bei ihr aus den Frieden wie einen Strom.“

Das Zukunftsbild einer fröhlichen Stadt tat mir immer gut. Gottes Friede breitet sich dort aus. Der Satz begleitet mich durch mein Leben, denn meine Eltern haben die Worte von der Ausbreitung des Friedens vor 63 Jahren auf meine Geburtsanzeige gesetzt – heiße ich doch Irene, also „Frieden“.

Ach ja! Frieden! Wo ist der geblieben? Und die Freude? Sich jetzt freuen, wo doch die Kriegsgefahr alles beherrscht und so viele Menschen flüchten müssen oder sterben?

Mir sind alle meine Träume von Friedensmöglichkeiten in den letzten Wochen verlorengegangen. Die Welt der Mächtigen handelt strategisch, merke ich. Da spielen Menschenleben eine sehr untergeordnete Rolle.

Im Innersten traurig saß ich Anfang dieser Woche auf dem Marktplatz von Halle in der Sonne. Nach langer Zeit mal wieder in der Großstadt staunte ich über die Verschiedenheit der Menschen. Welch ein buntes Treiben herrschte auf dem Markt. Menschen aller Couleur waren da. Junge Menschen und Alte, Jugendliche und Kinder. Alles bunt durcheinander. Manche schick und geschminkt, andere ganz alltäglich. Ausländer, Touristen, Einheimische. Die Mittagszeit nutzten viele für eine Pause in der Sonne. Studenten saßen auf der Rathaustreppe und aßen ihr Mittagessen. Alles war so friedlich.

So müsste Frieden beginnen, dachte ich. Dass wir Menschen unsere Verschiedenheit als Reichtum begreifen. Dass wir einander das Leben gönnen. Dass wir lächeln, anstatt zu streiten. Helfen anstatt zu meckern. Dass ich im Gegenüber das Liebenswerte entdecke, anstatt mich weiter über seine Macken zu ärgern.

Nur so kann Frieden werden. Er muss bei uns beginnen. Die Chance ist klein, aber lasst sie uns nutzen. Also Hassworten wehren, im Kleinen wie im Großen. Mit Waffen werden wir niemals Frieden erreichen. Nur mit Besonnenheit, Weisheit und Menschenliebe.

In Halle hing über dem friedlichen bunten Markttreiben ein Banner an der Marktkirche: „Selig sind, die Friedenstiften.“

Ja! Möge sich Gottes Frieden ausbreiten. Denn das Menschenleben auf der Erde ist in großer Gefahr. Aber überall dort, wo Frieden gelingt, gibt es Grund zur Freude.