„Diener!“

Die Nachtschwester, die von Zimmer zu Zimmer geht… Die Verkäuferin, die die leeren Regale wieder auffüllt… Der Pfleger, der am Sterbebett sitzt… Der Politiker, der von einem Termin zum nächsten eilt… Die Enkelin, die für die Oma einkauft… Der Mann, der im Park den Müll aufsammelt… Der Feuerwehrverein, der spontan einen Hilfseinsatz ins Leben ruft… Was kommt Ihnen in den Sinn, wenn Sie ans Dienen denken?

„Dienen“ – ein altes Wort, das in unserer Alltagssprache selten eine Rolle spielt. Und dennoch: Es passiert oft. Menschen dienen einander. Uns wird gedient. Wir dienen anderen. Davon leben wir.

Am Sonntag denken wir daran, dass einer das auf besondere Weise für uns getan hat. Im Predigttext hören wir aus dem Munde Jesu: „Der Menschensohn ist nicht gekommen, dass er sich dienen lasse, sondern dass er diene und gebe sein Leben als Lösegeld für viele.“ In der Geschichte, aus der das Bibelwort stammt, geht es eigentlich um die Frage nach Macht und Stellung im Reich Gottes. Wer ist groß bei Gott? Wer steht vornedran? Mit seiner Antwort stellt Jesus wieder mal die Weltprinzipien auf den Kopf. Er, der Menschensohn, ist gekommen, um zu dienen. Das ist sein Anspruch an sich selbst und an die, die ihm nachfolgen. Groß ist der, der sich runterbückt. Der, der anderen zum Diener wird – zum Knecht, zur Magd.

Das widerspricht dem, wie die Welt im Großen funktioniert. Oft zumindest. Leider. Aber es widerspricht nicht dem, der die Welt geschaffen hat. Gottes Handeln widerspricht es nicht. Und Jesus widerspricht es nicht. Er lebt es vor. Jesus dient auf ganz unterschiedliche Weise. Er heilt und tröstet und bestärkt, er liebt und lehrt, er lindert materielle und seelische Not, verhilft zum Neuanfang. Und am Schluss gibt er alles, sogar sein Leben, damit wir vor Gott frei und ohne Schuld sind. Er ist gekommen, um zu dienen.

Wir leben davon, dass wir einander dienen. Dass andere uns dienen. Der EINE auf einmalige Weise. Und so viele andere, Tag für Tag.

Übrigens: In einigen Orten in Südthüringen sagt man bis heute „Diener!“ statt „Hallo!“ oder „Guten Tag!“ Also wie „Servus!“, was ja auch nicht anderes als „Diener“ oder „Stehe zu Diensten“ heißt. Was für eine schöne Vorstellung! Wenn wir uns so begrüßen und vor allem so miteinander leben könnten. „Diener, lieber Freund, werte Kollegin, unbekannter Fremder – kann ich irgendetwas für dich tun?“