„Dem unbekannten Gott.“ (Apostelgeschichte)

So war auf einem Altar im alten Athen als Widmung zu lesen. Ja, Gott kann sehr unbekannt sein. Manche Weisen meinen, dass von Gott eigentlich nur gesagt werden kann, was er nicht ist. Unser Denken und Sprechen reicht nicht aus, ihn zu beschreiben. Weil Gott auch ganz anders ist. Weisheit, Macht, Liebe, Zorn, Barmherzigkeit, Gerechtigkeit - all diese Begriffe stehen in der Bibel und helfen bei der Annäherung, aber Gott „definieren“ können sie nicht.

Der Prophet Mose fragt nach seinem Namen und bekommt zur Antwort: „Ich bin, der ich bin.“ Ich bin an eurer Seite, (meistens) still und unerkannt. Der Held Jakob kämpft nachts mit einem Engel - oder mit Gott selbst? - und fragt am Morgen erschöpft: Wie heißt du? Und er bekommt zur Antwort: Warum fragst du? - und wird gesegnet. Der Segen genügt. Der Segen ist wichtig. Vom Segen dieses kaum fassbaren Gottes hängt alles ab. Durch seine Nähe, seinen Segen leben und bestehen wir, ob wir es realisieren oder nicht. Das letzte, was Jesus auf der Erde tut, ist segnen, beim Abschied der Himmelfahrt. Wahrer Mensch und wahrer Gott, heißt es im christlichen Bekenntnis. Gott kann sehr verborgen sein, unbegreiflich, fern. Doch in Jesus hat Gott sich in Jesus in seinem Wesen zu erkennen gegeben, soweit wir Menschen ihn überhaupt erkennen können (die Jünger verstanden trotzdem vieles nicht). Gott ist Mensch geworden, bis in den Tod, um uns aus dem Tod herauszuholen – und da musste er als Gott selbst „ins Feuer“, „an die Front“, „ins Auge des Orkans“ …

Diesen Jesus verkündet der Apostel Paulus in der Weisheitsmetropole Athen. Er verkündet „den unbekannten Gott“, dem die Athener „für alle Fälle“ auch ein Heiligtum gewidmet haben, neben Zeus, Poseidon, Aphrodite und all den anderen Sagengöttern. So bekommt der unbekannte Gott doch einen Namen und ein Antlitz: Jesus Christus, der gekreuzigte und auferstandene Herr. Manche Zuhörer lachen Paulus aus; andere sagen, klingt interessant, ein andermal wieder … Und einige sind direkt angerührt von dieser Botschaft. „Sie kommen zum Glauben“, heißt es in der Bibel.

Wie würden wir reagieren, ganz unvoreingenommen, ohne Vorwissen? Wer weiß das schon so genau. Gottes Gegenwart rührt jeden anders an, bei anderen Gelegenheiten, zu anderen Zeiten, manchmal auch scheinbar gar nicht - oder wir sperren uns, weichen aus, verpassen zuletzt das Leben … In katholischen Kirchen gibt es Weihwasserbecken, damit man sich an die eigene Taufe erinnern und sie ins heutige Leben holen kann. Taufe, Abendmahl, Gebet … Man muß nicht „in der Kirche sein“, um zu beten oder im Evangelium zu lesen. Um „dem unbekannten Gott“ näher zu kommen. Um ihn in Jesus Christus wahrzunehmen, soweit es uns Menschen gegeben sein kann. Immer wieder neu.

Ihnen eine gesegnete Sommerzeit - Sebastian Wohlfarth