Auch mal Pause machen

Ein Gedanke, den ich in einem Vortrag in dieser Woche gehört habe, hat mich besonders bewegt: Zwei Menschen fahren am gleichen Tag die gleiche Strecke durch die gleiche Stadt zum gleichen Termin. Dort angekommen, werden sie gefragt, wie die Fahrt war. Der eine antwortet: „Furchtbar, alle Ampeln waren rot!“ Erstaunlicherweise ist der Bericht des zweiten Autofahrers aber ganz gegensätzlich. Er sagt: „Sehr gut, alle Ampeln waren grün.“

Die Erklärung für dieses Phänomen liegt im Fahrverhalten der Autofahrer. Während der erste immer Vollgas gefahren ist, hatte der zweite einen entspannten Fahrstil, der sich wunderbar mit der in dieser Stadt geschalteten grünen Welle vertrug. Wenn ich zu schnell unterwegs bin, werde ich immer auf rote Ampeln treffen, weil diese bei meinem Eintreffen noch gar nicht mit mir gerechnet haben. Sie werden erst dann grün, wenn sie es für richtig halten. Bis es soweit ist, muss ich warten.

Es ist also sinnvoller, in einem moderaten Tempo durch die Stadt zu fahren, als immer mit Volldampf. Nicht nur wegen der Ampeln. Es verhindert auch Unfälle und macht mich insgesamt entspannter.

Und ich wage die These, dass sich dieses Vorgehen auch auf andere Lebensbereiche übertragen lässt. Wenn ich beispielsweise mit einem Menschen in einem ruhigen, besonnenen Ton spreche, erreiche ich wahrscheinlich mehr, als wenn ich Druck ausübe, zu viel verlange, Hektik verbreite.

Gerade in der Vorweihnachtszeit neigen wir Menschen oft dazu, zu viel zu wollen, in Hektik zu verfallen, zu schnell durch das Leben zu hasten, um alle hochgesteckten Ziele zu erreichen, es allen recht machen zu wollen. Am Ende klappt das aber oft nicht. Wir scheitern durch unsere Hektik an vielen Aufgaben, brauchen unter Umständen mehr Zeit, weil wir in unserer Schnelligkeit und Schnelllebigkeit vielleicht kleine Details übersehen, die uns manchen Weg ersparen würden und unsere Vorhaben zu einem besseren Ergebnis führen würden, wenn wir sie doch nur wahrnehmen würden. Wahrnehmen ist in der Hektik nicht möglich. Dazu braucht es Besonnenheit. Auch Pausen einzulegen ist eine wichtige Sache. Zu Ruhe kommen, etwas für sich tun, zur Besinnung kommen.

Bei Jesaja 40, Vers 29 in der Bibel steht hierzu ein wichtiger Satz. „Er gibt dem Müden Kraft und Stärke genug dem Unvermögenden.“ Mit „Er“ ist Gott gemeint. Auch wenn ich den Eindruck habe, etwas nicht zu schaffen, und deshalb dazu neige, in Stress und Hektik zu verfallen, kann ich darauf vertrauen, dass es besser ist, mir nur so viel vorzunehmen, wie ich aushalten kann, und dies dann in Ruhe und Besonnenheit anzugehen. Gott wird mir dabei helfen. „Ja, aber…“ fällt mir gleich wieder dazu ein. Aber so manches „Ja, aber…“ lässt sich bei genauerem Hinsehen entkräften. Die Adventszeit ist eine Zeit der Besinnlichkeit. So oft wünschen wir uns das gegenseitig, wie eine Floskel, und glauben doch meist nicht wirklich daran, dass es funktioniert.

Denken auch Sie beim nächsten Mal an die roten Ampeln, die Sie vermeiden könnten, wenn Sie manches Vorhaben in Ruhe in Angriff nehmen würden. Versuchen Sie es einmal. Gott wird uns munter machen und die Kraft geben, die wir zu allem brauchen. Für die Pausen im Alltag müssen wir selber sorgen. Wir dürfen das! Wir müssen uns nur trauen!