Wohin gehen wir im Tod?


Ich liebe unsere deutschen Volkslieder. Eines gefällt mir besonders. Es heißt „Im schönsten Wiesengrunde“. Dieses Lied wird oft zu Beerdigungen direkt am Grab gesungen oder gespielt. Denn es formuliert in der dritten Strophe den Wunsch nach einem bestimmten Begräbnisplatz. Hier wünscht sich der Dichter des Liedtextes: „Sterb ich, in Tales Grunde will ich begraben sein.“ Das Lied hat mich schon manches Mal tief berührt. Gedanklich endet das Lied „Im schönsten Wiesengrunde“ am Grab. Hier ist Schluss. Eine Frage, die sich gerade in diesen Tagen stellt, wenn uns der November die Vergänglichkeit vor Augen führt, lautet: Wohin gehen wir im Tod? Über das Grab hinaus gibt uns das Volkslied keine Antwort auf diese Frage.

Ein anderes Lied, das ich häufig bei Trauerfeiern singen lasse, geht da weiter. Es heißt „Jesus lebt, mit ihm auch ich“. In ihm strahlt über allem Finsteren ein gewaltiges Licht auf, die Botschaft nämlich, dass der Tod überwunden ist und nicht das letzte Wort spricht. In diesem Kirchenlied heißt es: „Jesus lebt, mit ihm auch ich! Tod, wo sind nun deine Schrecken? Er, er lebt und wird auch mich von den Toten auferwecken. Er verklärt mich in sein Licht; dies ist meine Zuversicht.“ (Ev. Gesangbuch, Nr. 115) Großartig, wer das glauben und für sich so sagen kann! Hier wird die große Hoffnung besungen, die in der Bibel niedergeschrieben und begründet ist. Jesus ist auferstanden. Er lebt und er ruft uns zu: „Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, der wird
leben, ob er gleich stürbe.“ (Johannes 11,25)

Nicht jeder kann es vielleicht so klar sagen. Wir wissen ja nicht, was kommt und wir wissen nicht, wohin unsere Lieben gegangen sind über die Gräber hinaus, die wir am Totensonntag besuchen. Beim Gang auf den Friedhof fühle ich mich denen nahe, die gegangen sind. Hier wird mir aber auch meine eigene Endlichkeit bewusst. Mein Glaube ist es, der mir hilft, mit dieser Endlichkeit zurechtzukommen. Es tröstet mich, daran zu glauben, dass an den Gräbern
nicht Schluss ist, sondern auch darüber hinaus noch Gutes vor mir liegt, hier in diesem verletzlichen Leben und einst dort in dem anderen Leben bei Jesus.

Sebastian Schmuck, Kirchenmusiker in Zella-Mehlis