Mal ganz ehrlich!

Buß - und Bettag? Wenn wir mit den Konfirmanden übers Kirchenjahr sprechen, gibt es bei diesem Feiertag belustigte und vor allem ratlose Gesichter. Und das geht vermutlich vielen so. Was für ein seltsamer Tag, am Mittwoch vor dem Totensonntag! Allein schon der Name: Buß- und Bettag... Das Wort „Buße“ gehört kaum noch zu unserer Alltagssprache. Es begegnet uns noch beim Bußgeldbescheid – und auf den können wir ganz gut verzichten… Was hat es mit diesem Tag auf sich?

Buß- und Bettag ist seit einigen Jahren kein staatlicher Feiertag mehr – und trotzdem ist er für uns Christen wichtig. Denn er konfrontiert uns mit einem Thema, dem wir sonst lieber aus dem Weg gehen: mit dem Thema Schuld. Keiner kann durchs Leben gehen, ohne schuldig zu werden. Andern gegenüber, Gott gegenüber, manchmal auch sich selbst gegenüber. Wir können sagen: Buß- und Bettag ist der Tag des ehrlichen Blickes auf uns selbst und unser Leben.

Die biblischen Texte dieses Tages sind Gerichts-Texte. Sie erzählen von Gottes Zorn und seiner Enttäuschung über die Menschen, die nicht auf ihn hören. Aber sie sprechen auch von Gottes großer Geduld. Er wartet auf uns. Er möchte, dass wir – mit diesem ehrlichen Blick – merken, wo wir als Einzelne, aber auch als Gruppe, als ganze Gesellschaft, andere Wege gehen müssen. Der Schritt des Eingestehens ist wichtig, denn nur so wird Veränderung möglich.

Das heißt nicht, dass wir so irgendwann schuld-frei leben können. Wir sind eben Menschen und nicht Gott. Wir sind frei dazu, auch das Falsche zu tun, und wir lernen durch dieses ständige Hinfallen, Krönchen richten, Weitermachen, wie es so schön heißt. Gott hilft uns dabei. Er rückt unser Bild von uns selbst wieder zurecht. Er sagt: Du bist mein geliebtes Kind, so wertvoll wie ein König oder eine Prinzessin! Komm, ich richte dein Krönchen, ich helfe dir auf, wenn du mich darum bittest. Und dann hast du auch die Kraft zum Neuanfang.

Buße – ein seltsames, fremd gewordenes Wort in unserer Zeit. - Mit den Konfirmanden überlegen wir dann immer, wie wir das, was dahinter steckt, auch anders sagen können. Eine Formulierung gefällt mir besonders gut: „Buße tun heißt: Umkehren in die Arme Gottes!“