„Sucht, so werdet ihr finden“

Bei gegebenen Anlässen erinnern Politiker und andere Verantwortliche des öffentlichen Lebens immer wieder einmal an die jüdisch-christlichen Wertegrundlagen, die für westlichen Demokratien von entscheidender Bedeutung sind. Manchmal taucht bei mir dann der Frage auf, wie weit in der Bevölkerung die Bedeutung dieser Koppelung jüdisch-christlicher Grundhaltung verstanden wird. Vielleicht lassen sich ja schon hilfreiche Gedanken auslösen mit dem Hinweis auf das grandiose Geschenk eines regelmäßigen Feiertages, eines Ruhetages, auf den selbst jeder Sklave Anspruch hatte, seit Jahrtausenden, der jüdische Sabbat, bei den Christen der Sonntag.

Er ist verbürgt in den 10 Geboten Gottes und darum keine Verhandlungsmasse. Die Heiligen Schriften Israels sind als erster Teil auch Inhalt der christlichen Bibel. In jedem Sonntagsgottesdienst kommen daraus Texte zur Sprache. Im Glauben an den einen Gott sind Juden und Christen verbunden. Am jährlichen „Israelsonntag“, der morgen begangen wird, gedenkt die evangelische Kirche daran in besonderer Weise.

Diese Verbundenheit drückt sich auch in gleichen Glaubensanfragen aus, wie: „Gott? habe ich noch nie gesehen.“ Oder : „Ich bete auch, wenn's mir schlecht geht. Aber Gott antwortet nicht.“ Und auch das: „Ich kann nicht an Gott glauben, weil es so viel Elend und Gewalt in der Welt gibt.“

Dazu eine kleine jüdische Geschichte, die ich neulich gelesen habe:

Ein Enkel des Rabbi Baruch spielte als Kind mit anderen gerne 'Verstecken'. Eines Tages wartete er dabei lange in seinem Versteck. Er freute sich, weil er dachte, sein Freund könne ihn nicht finden. Der aber hat ihn gar nicht gesucht. Das merkte er aber erst, als er schließlich doch aus dem Versteck ging. Enttäuscht rannte er in die Stube zum Großvater und weinte: „Ich habe mich versteckt, aber der böse Ruben hat mich nicht gesucht.“ Da kamen dem Rabbi Baruch die Tränen und er sagte: „Schau, so klagt Gott auch. Er hat sein Antlitz von uns abgewendet und sich vor uns verborgen, damit wir ihn suchen und finden; wir aber suchen ihn nicht.“

Die Gott noch nie gesehen haben, denen er bisher nicht geantwortet hat und auch denen, die nicht an Gott glauben können, gilt seine Einladung:

„Wenn ihr mich von ganzem Herzen suchen werdet, so will ich mich von euch finden lassen.“ (Bibel, Jeremia Kapitel 29, Verse 13+14).

Und Jesus sagt: „Sucht, so werdet ihr finden; klopft an, so wird euch aufgetan werden.“ (Bibel, Matthäus 7,7).