„Sie und ich!“

„Ich hab meinen Glauben, Frau Pfarrer. Der liebe Gott und ich, wir sind uns einig. Aber mit der Institution Kirche hab ich nichts am Hut.“ So oder so ähnlich höre ich es oft. Und wenn ich dann ein bisschen nachhake, werden die unterschiedlichsten Argumente vorgebracht. Das reicht von den dunklen Kapiteln in der Vergangenheit der Kirche bis hin zu enttäuschenden Erfahrungen, die Menschen mit Vertretern der Institution gemacht haben. Auch in den letzten Wochen war „die Kirche“ immer wieder im Gespräch. Und es scheiden sich wie immer die Geister. Viele sind dankbar für all die Versuche, die unternommen wurden, um den Menschen unter den besonderen Bedingungen der Krise nahe zu sein. Aber es gibt auch kritische Stimmen – manchen war die Kirche zu wenig präsent. Oder einzelne Aktionen und Maßnahmen werden in Frage gestellt.

„Ich hab meinen Glauben. Aber mit der Institution Kirche hab ich nichts am Hut.“ Wenn ich das höre, berührt mich das und ich nehme die Anfragen ernst. Klar, es gibt abwegige Vorwürfe, die ich so nicht stehen lassen kann… Aber da sind auch Dinge, die ich selbst kritisch sehe und mit denen ich nicht glücklich bin.

In solchen Situationen zitiere ich manchmal Mutter Teresa. Auf die Frage eines Journalisten: „Was meinen Sie, was sich an der Kirche ändern sollte?“ , war ihre Antwort „Sie und ich!“. - So empfinde ich es auch. Ich mag nicht so gerne über die abstrakte Größe Kirche diskutieren. Sondern ich möchte nach uns fragen. Sie und ich, was strahlen wir aus? Was leben wir? Wie kommt das bei anderen an? Ist das glaubwürdig? Lädt das ein? Oder eher nicht?

An Pfingsten feiern wir, dass Gott seinen Geist in die Welt gab – als spürbare Kraft in uns Menschen, als Gewissheit, dass wir geliebt sind, und als Ermutigung, loszugehen und selbst in dieser Liebe zu leben. Und wir feiern, dass Gott uns diesen Geist immer wieder aufs Neue schenkt. Sie und ich – wir geben der Kirche ein Gesicht. Zugegeben – ein menschliches Gesicht. Alles andere als perfekt. Aber hoffentlich immer wieder eins, das offen ist und fröhlich. Wir sind nicht am Ziel, sondern auf dem Weg. Aber nicht alleine! Dem Geist sei Dank!