Selig sind, die Frieden stiften

„Ich bin gleich nach dem ersten Voralarm nach Hause gelaufen. Das hat mir möglicherweise das Leben gerettet. Einige meiner Klassenkameraden sind ums Leben gekommen, als die Bomben die Schule trafen.“ Beim Krankenbesuch einer alten Meiningerin ist die Bombardierung Meiningens am 23.2.1945 wieder gegenwärtig. Ihre Schule, das heutige evangelische Gymnasium wurde getroffen, 25 Schüler*innen und Lehrkräfte starben.

Ich stelle sie mir vor: eine kleine, zarte Person, wie sie von Angst gejagt nach Hause hastet und nicht einmal weiß, ob sie dort in Sicherheit ist. Die Vorstellung bewegt mich sehr, gepaart mit dem bangen Gedanken, wie viele Kinder heute irgendwo in den Kriegsgebieten dieser Welt um ihr Leben rennen.

„Der Luftangriff am 23.2.1945 forderte 208 Tote und viele Verletzte. 251 Gebäude, davon 84 Wohngebäude, 47 Verwaltungs- und Geschäftshäuser sowie 120 Wirtschaftsgebäude wurden total zerstört und weitere 254 Wohnhäuser und 190 Wirtschaftsgebäude schwer bis leicht beschädigt, darunter das Rathaus, die Stadtsparkasse, das Land- und Amtsgericht, das Wasserwirtschaftsamt, die Handwerkskammer, die Friedhofskapelle, das Krematorium und die Kronenapotheke, die Stadtkirche, der Bayerische Bahnhof und das Realgymnasium Meiningen. 800 Menschen wurden obdachlos.“ So ist es im Internet zu lesen.

Mehr als die Zahlen bewegen die Erzählungen der Zeitzeugen. Was sie berichten, zeugt vom Irrsinn des Krieges, vom Schmerz über den Verlust von Menschen und von vertrauten Räumen und von der tiefen Sehnsucht nach Frieden. Und weder der Schmerz noch die Sehnsucht schwinden im Laufe der Jahre. Deshalb enden viele der Erzählungen mit dem Wunsch. „Nie wieder Krieg!“

Im Ukrainekonflikt kommt uns dieser Tage die Bedrohung durch Krieg gefährlich nahe. Viele hoffen und beten, dass die diplomatischen Bemühungen greifen und es nicht zu kriegerischen Auseinandersetzungen kommt.

„Selig sind, die Frieden stiften. Sie werden Gottes Kinder heißen.“ So sagt es Jesus in der Bergpredigt. Er nennt diejenigen seine Schwestern und Brüder, die sich um Frieden mühen: Die Diplomaten und Politikerinnen auf der Weltbühne, die Menschen in den Städten und Dörfern dieser Welt, die Hass und Verachtung, Streit und Krieg entgegentreten und dem Traum eines versöhnten Miteinanders in ihrem Reden und Handeln Gestalt geben.

Mit all diesen fühlen wir uns verbunden, wenn wir am 23.2. um 12.45 Uhr in der Stadtkirche der Opfer der Bombardierung Meiningen gedenken.

Beate Marwede, Superintendentin in Meiningen