"NA TOLL!"

In Unterkatz, im Büro an meinem Schreibtisch, habe ich eine Karte hängen. Natürlich hängt da nicht nur die Eine. Aber diese hing schon in allen anderen Büros, die ich vorher hatte. Sie begleitet mich und lässt mich, meist über mich selbst, lächeln. Oder die Augen verdrehen oder meine Augenbrauen hochziehen. Manchmal lächle ich auch über eine Situation. Und dann kann ich die Dinge noch einmal anders sehen. “NA TOLL!“ Denke ich dann auch.

Folgendes ist auf der Karte zu sehen: 

Im Vordergrund: ein Hund, auf zwei Beinen. Gezeichnet, wie für ein Comic. Er hat ein rotes Halsband, lila Rollschuhe an und eine Eistüte mit drei Kugeln, in der Pfote. Eine Sprechblase, eben ganz Comic, hat er natürlich auch. Drin geschrieben ist: “NA TOLL!“. Seine großen Kulleraugen sind halb geschlossen und er schaut auf den Hintergrund.

Im Hintergrund: eine offene Tür. Was hinter dieser Tür ist, kann man nicht sehen. Was an dieser Tür angeschlagen ist, dafür umso besser.

Es sind drei Verbotsschilder. Dicker roter Rand - dicker roter Querstrich.

Auf dem Ersten - ist eine Eistüte durchgestrichen. 

Auf dem Zweiten - sind Rollschuhe durchgestrichen. 

Auf dem Dritten - sind Hunde durchgestrichen.

“NA TOLL!“ Echt jetzt? Kannst Du Dir nicht ausdenken. Und bevor du noch weißt, ob du jetzt sauer sein sollst oder lieber laut los lachen - kommt dir dieses “NA TOLL!“ in den Sinn. 

Es ist ein Moment des fröhlichen Erkennens. Finde ich zumindest. Erkennen, dass da gerade irgendwie Etwas absurd oder eigenartig ist und du hast noch gar keine Worte dafür gefunden und kannst noch keine Stellung nehmen. 

“NA TOLL!“

“Und jetzt?“

Das ist meist der zweite Gedanke, nach dem “NA TOLL!“ . Und für dieses “Und jetzt?- was mache ich“  gibt es ein Gebet, das ich Ihnen gern in die Zeit mitgeben würde. Warum? Weil es den Blick noch einmal weitet - und wirklich hilfreich für die Zeit nach dem “NA TOLL!“ ist.

Also für den Moment, in dem tatsächlich noch einmal ernsthafter nachgedacht werden muss. Wenn das erste  “NA TOLL!“ vorbei ist. 

Es stammt, und darüber war man sich lange uneins, vom US-amerikanische Theologe Reinhold Niebuhr. Es ist auch auf viele Postkarten gedruckt.

„Gott, gib mir die Gelassenheit Dinge hinzunehmen, 

die ich nicht ändern kann, 

den Mut, Dinge zu ändern, 

die ich ändern kann, 

und die Weisheit, 

das eine vom andern zu unterscheiden.“

Also, nach dem ersten “NA TOLL!“  - einen Moment innehalten und bitten. Um Gelassenheit und Mut und Weisheit. Und dann erst reagieren. So viel Zeit ist da. Tatsächlich.

Bleiben Sie behütet

Birgit Molin