Jesus in der „cloud“

Zunächst eine christliche Denksport-Aufgabe: Ein Junge schreibt in einem Aufsatz: „Unser Papa kam am späten Abend schwankend vom Himmelfahrts-Ausflug zurück, und hätte ihm der strahlende Vollmond nicht den Weg so wunderbar ausgeleuchtet, hätte er wahrscheinlich gar nicht nach Hause gefunden!“

Was ist an diesem Satz absurd und völlig unmöglich? Sie können ja mal jemanden, der gerne Knobelaufgaben löst, diese Frage stellen. Antwort: Zu Christi Himmelfahrt kann kein Vollmond sein!

Das Osterfest ist immer am Sonntag nach dem ersten Frühlings-Vollmond, 28 Tage später ist der nächste Vollmond, und da Himmelfahrt immer 40 Tage nach Ostern liegt, ist um Christi Himmelfahrt herum immer Neumond.
Himmelfahrt - ist der auferstandene Jesus wie eine Rakete in Richtung Jupiter und Saturn gestartet?

An dieser Stelle kann uns ausnahmsweise die englische Sprache helfen. Da heißt der Himmel als Kosmos über uns mit Sonnen und Galaxien „sky“, während der Himmel im Sinne von Reich Gottes „heaven“ genannt wird. Da heißt es im Vaterunser nicht „Our father in sky“, sondern „Our Father in heaven“.

Im Prinzip ist die Geschichte von Christi Himmelfahrt „nur“ die letzte und erst dadurch besondere Erscheinung des Auferstandenen vor seinen Jüngern. Schon am Ostermorgen war Jesus „in heaven“, aber er offenbarte sich noch in unserer Welt den Seinen, auf dem Berg der Himmelfahrt ein letztes Mal.

Jesus entfernt sich in einer Wolke der Rätselhaftigkeit und zugleich Glaubenshoffnung, dass er wiederkommen wird. Und auch da sagen zwei Engel als Männer in weißen Gewändern zu den Jüngern, dass sie nicht „into the sky“ schauen sollen, weil Jesus „into heaven“ aufgenommen wurde.

Und ein Letztes ist bemerkenswert: Die Wolke, mit der Jesus aufgenommen wurde in die Königsherrschaft des himmlischen Vaters, heißt auf Englisch „cloud“ – ein Begriff, der im Moment im Computerwesen sehr aktuell ist.

Wenn wir das Cloud-Prinzip mit einer gehörigen Prise Humor auf unsere Glaubenswelt übertragen, können wir sagen: Seit Christi Himmelfahrt ist Jesu Botschaft von der Erlösung und Versöhnung nicht mehr nur auf die seelische Festplatte seiner Jünger beschränkt, sondern ist gespeichert in der himmlischen Datenwolke, auf die alle Menschen zugreifen können, wenn sie als Passwort den Namen des Herrn anrufen.

Das Gebet ist unser „Heaven’s gate“, unser Zugang zum Himmel, unsere Verbindung zu Jesus!
 

Pfarrer Wolfgang Hochstrate, Queienfeld