Geduld und Sanftmut den Bahnreisenden

Mit einem lauten Geräusch springt er an. Alles vibriert, dazu ein gleichmäßiges Brummen.

Nach ein paar Minuten betreten zwei Personen den Zug, sehen sich kurz um und lassen sich dann in blaue Sitze mit vielen bunten Streifen fallen. Eine der beiden Personen zupft an ihrer FFP2-Maske. Die Nase schaut nun heraus. Ein paar Sekunden später kommt der Zugbegleiter vom anderen Ende der Bahn her und geht nach vorn. Als er die heruntergezogene Maske sieht, raunzt er die zur Maske gehörende Person an: „Maske richtig aufsetzen.“ Anschließend geht er weiter in Richtung Führerstand und sucht dabei in seiner Tasche. Klimpernde Schlüssel sind zu hören. Als er die Tür öffnet, grüßt ihn der Fahrer.

Im gleichen Moment betritt eine junge Frau die Bahn und setzt sich auf einen der Klappsitze. Während die Frau noch ihren Jacke ablegt, marschiert draußen eine Gestalt mit grauer Jogginghose, grauem Kapuzenpulli, Cappy und strahlend weißen Turnschuhen durch die Hitze, die die Blicke der Anwesenden nun auf sich zieht. Mit finsterem Blick und glimmender Kippe im Mund zieht die Gestalt weiter und die Anwesenden konzentrieren sich wieder auf ihre Dinge.

Die Tür vom Führerstand öffnet sich wieder und der Zugbegleiter kommt heraus und bewegt sich in die andere Richtung. Er schaut kurz nach draußen auf den Bahnsteig und spricht anschließend die junge Frau an: „Da muss noch nen Fahrrad.“ Sie springt auf und macht Platz für einen Zugestiegenen mit seinem Rad. Nach einer Viertelstunde ist der Zug dann voll mit Reisenden, darunter auch welche, deren Züge ausgefallen sind und die nun mit anderen Bahnen Umwege fahren. Als Begleitung läuft ununterbrochen das Brummen und Vibrieren des Zuges.

Plötzlich erklingt ein bekannter Klingelton. Ein paar Leute schauen genervt in die Richtung des Klingelns. Eine Person zieht ihre Augenbrauen hoch.

Der Zug setzt sich in Bewegung.

„So zieht nun an als die Auserwählten Gottes, als die Heiligen und Geliebten, herzliches Erbarmen, Freundlichkeit, Demut, Sanftmut, Geduld; und ertrage einer den andern und vergebt euch untereinander, wenn jemand Klage hat gegen den andern; wie der Herr euch vergeben hat, so vergebt auch ihr!“ (Bibel, Kolosserbrief Kapitel 3, Verse 12+13)