Das Weizenkorn muss in die Erde fallen und sterben, sonst bleibt es allein. Aber wenn es stirbt, bringt es viel Frucht.

Das Frühjahr beginnt, die Saat wird gesät. Wie oft haben wir das schon erlebt. Und doch staunen wir immer wieder, wie schnell es überall blüht. Schneeglöckchen, Märzenbecher, Krokusse, Weidenkätzchen usw ... Längere Tage, Vogelgesang - nun will der Lenz uns grüßen, jedenfalls bemüht er sich!

Ein Samenkorn auf der Erde vertrocknet - oder es hält sich, manche Saat kann ja lange ausharren und warten. Aber jedenfalls verschließt es sich, und scheinbar passiert nichts. In guter Erde aber treibt es aus, wächst empor zum Licht und bringt viele neue Samen hervor. Ein Korn für sich vergeht, aber in der Erde verwandelt es sich. Mit ungeahnter Kraft durchbricht es sogar Stein und Asphalt. Dieser so natürliche wie erstaunliche Vorgang ist bei Jesus zu einem Gleichnis geworden. Im Winter lebte man von der Ernte, im Frühjahr gingen die Vorräte zuneige. Das letzte Getreide war als neue Saat bestimmt, und mit großer Sorge wurde es schließlich in die Erde gelegt. Würde die Saat aufgehen? Drohten Dürre oder Schädlinge? Die Not war immer nur einen Schritt entfernt.

Dieses Bild gibt Jesus den Jüngern mit auf den Weg. Die Saat müsst ihr hergeben und begraben - und dann müsst ihr warten! Und bald müsst ihr mich hergeben und begraben - und dann müsst ihr warten! Ich werde neu aus der Erde hervorgehen und dadurch mehr bewirken als je zuvor. Davor liegt der Kreuzweg. Denn das Weizenkorn muss in die Erde fallen und sterben, sonst bleibt es allein. Aber wenn es stirbt, bringt es viel Frucht.

Auch wir selbst müssen mit den Jahren ja so manches begraben: Kindheitswünsche, Traumberufe, große Lieben und Pläne, manche Freundschaften, irgendwann die Jugend ... Und Menschen müssen wir begraben, hoffentlich nach der Ordnung der Zeit. Es gibt Ausnahmesituationen, da einer sogar selbst in den Tod geht, damit andere leben – mancher mag an Westerntrecks denken, wo einer die Banditen auf sich lenkt, damit die anderen ans Ziel gelangen. Oder natürlich an Pater Kolbe im Konzentrationslager.

Jesus spricht auch die harten Worte: Wer sich ans Leben klammert, verliert es zuletzt, doch wer es begraben, loslassen, hingeben kann (gerade auch für Gott selbst!), wird es neu finden - schweren Herzens, vielleicht unter Tränen, doch in der Hoffnung, dass die Erde neue Frucht hervorbringen wird. Das ist das Geheimnis der Passionszeit und von Ostern. Loslassen, dahingeben, begraben sogar, um Erfüllung zu finden. Ja, um aufzuerstehen. Nicht unbestimmt, symbolisch, irgendwie, sondern in Gottes Licht hinein!

Eine gesegnete Passions- und Osterzeit wünscht Ihnen
Sebastian Wohlfarth