Pfingsten

Pfingsten ist der Geburtstag der Kirche. Das Fest eines Neubeginns, einer großen Begeisterung.

Die christlichen Gemeinden erinnern daran, was vor 2000 Jahren geschah: Es ist ein Festtag in Jerusalem. Von überall kommen Menschen in die Stadt. Unter ihnen sind die Jünger Jesu. Die letzten Wochen lebten sie zurückgezogen. Mutlos fragten sie sich: Wie soll es mit uns weitergehen, jetzt, wo Jesus nicht mehr da ist?

Dann geschieht das Wunderbare: Gottes Geist erfüllt sie. Damit ändert sich alles. Eben waren sie noch ängstlich, jetzt sind sie Feuer und Flamme. Eben waren sie noch mutlos, jetzt sprühen sie vor Begeisterung. Gottes Geist ergreift sie, bewegt sie, schenkt ihnen neue Kraft. Die Jünger gehen aus sich heraus und erleben: Andere Menschen verstehen uns. Fühlen sich angesprochen. Bilden mit uns eine Gemeinschaft.

Doch schon bald kam es, wie es kommen musste. Die anfängliche Begeisterung ebbte ab. Unter den Christen gab es heftige Auseinandersetzungen. Und ausgerechnet am Geist entzündete sich der Streit. Hier und da entstanden Grüppchen, die meinten, sie allein hätten die Wahrheit. Sie allein könnten alles richtig beurteilen. Andere wurden ausgegrenzt. Neid und Zank machten sich breit.

Da trat Paulus auf, einer der Nachfolger Jesu. Er mahnte: beendet den Streit. Hört auf, andere zu verurteilen. Das zerstört unsere Gemeinschaft! Schaut aber genau hin! Denn am Verhalten könnt ihr erkennen, wes Geistes Kind jemand ist. Ein Mensch, der sich von Gottes Geist leiten lässt, sucht den Frieden. Er prüft alles, auch sich selbst. Er dient dem Leben.

Mich sprechen die Worte des Paulus an. Denn heute leben wir in einer ganz ähnlichen Situation. Auch unsere Gesellschaft droht immer mehr auseinanderzufallen. Die Fronten verhärten sich. Immer öfter treten Menschen mit dem Anspruch auf, sie allein hätten den Durchblick. Doch unsere Sicht auf die Welt ist begrenzt. Oft nehmen wir die Dinge sehr einseitig wahr. Suchen nur nach Bestätigung für die eigene Meinung. Werden taub für die Argumente der anderen. Das gefährdet unser Zusammenleben.

Darum wünsche ich mir den Geist von Pfingsten. Er hilft mir, nicht auf das Trennende, sondern das Verbindende zu schauen. Nicht nur mich zu sehen, sondern den Mensch neben mir im Blick zu behalten. Und zu erkennen: Ich bin Teil einer vielstimmigen Gemeinschaft, die dennoch vom Geist des Friedens erfüllt ist.

Ein frohes Pfingstfest wünscht Ihnen Regionalbischof Tobias Schüfer.