Einer trage des andern Last

Was ist das höchste Ziel und das höchste Gut? Und wie soll der Mensch leben, um dorthin zu gelangen? Das sind uralte Menschheitsfragen. Religionsstifter und Philosophen wie Buddha, Konfuzius oder Sokrates haben mit ihnen gerungen, und auch den Nachfolgern Jesu standen diese Fragen immer vor Augen. Und sie haben sie so zu beantworten versucht: Ein Leben mit Gott – lebe mit Gott!

Christen glauben: Wir Menschen leben aus der Quelle Gottes. Wir leben im Licht Gottes. Wir leben aus und in Gott. Sonst wären wir nicht da. So aber ist uns Leben verheißen.

Als Geschenk, als Segen. Wir dürfen als Gesegnete Gottes leben. Und wir können den Segen in Wort und Tat denen zusprechen, die ihn brauchen, die auf ein gutes Wort und eine freundliche Tat warten. So wie Jesus den anderen helfende Worte und freundliche Taten hat zukommen lassen, und der die selbstverschuldeten oder aufgebürdeten Lasten der anderen mitgetragen hat – bis an sein Kreuz. Das ist das Gesetz Christi:
Einer trage des andern Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen.

Jesus wird auch Gottesknecht genannt - Gottessklave in der ursprünglichen Bedeutung des Wortes. Lasten zu tragen ist nicht ehrenvoll, das ist etwas für Sklaven. In der antiken, biblischen Zeit war das noch viel deutlicher als heute; und es war mutig, sich freiwillig zum „Sklaven“ anderer zu machen, und zumindest ungewöhnlich, anderen, die nicht zur eigenen Sippe gehörten, nach Art des barmherzigen Samariters zu helfen.

Und auch heute ist es nicht immer einfach, freiwillig der Butler zu sein. Aber nur dann wird Jesu Botschaft sich in dieser Welt ausbreiten können. Bevor es die Kirche - mit all ihren Schwachstellen und Dunkelheiten - gab, war es noch viel weniger angesehen als heute, Kranke und Schwache zu pflegen.

Abtreibungen waren normal (wie ist es heute?), überzählige Kinder wurden ausgesetzt. Daß sich das ganz langsam und unter Rückschlägen änderte, hat damit zu tun, daß Christen bereit waren, des anderen Last mitzutragen. Als Knechte und Mägde des Herrn – als Brüder und Schwestern in Christus.

Es geht dabei nicht um eine religiöse Pflicht. Es geht um die Antwort darauf, daß Gott sich immer wieder mir zuwendet, daß Jesus immer wieder meine Lasten mitträgt. Wie die Antwort in meinem Leben, in meiner jeweiligen Lage konkret aussehen kann – ich sollte es herausfinden. Gottes Geist helfe uns dabei, an jedem neuen Tag.

Eine gesegnete und gnadenreiche Zeit wünscht Ihnen
Sebastian Wohlfarth