Ein Rat für frohe Stunden

Die erste Märzwoche ist fast vorbei. Der Frühling war mit wärmendem Sonnenschein zu Gast.

Haben Sie das auch genossen? Nun wird es wieder kälter – so ist es im März ja normal.

Aber so gar nicht normal ist unser Leben. Noch immer Kontaktreduzierung und Lockdown. Nach nur einer Woche Kita und Schule sind die Kinder schon wieder zu hause. Mit den Impfungen geht es gefühlt nicht wirklich voran. Ach Gott, wie lange denn noch, denke ich. Ich warte so sehnsüchtig darauf, dass meine längst erwachsenen Kinder endlich einmal zu Besuch kommen können. Sie wohnen so weit weg, dass sie nicht mal nur auf einen Kaffee vorbeikommen könnten. Und die Enkel sehe ich schon lange nur noch beim Skypen. Da ist so viel Ungeduld. Sicher nicht nur bei mir. Viele Menschen haben es satt. Sie machen sich Sorgen, wie die Kinder die Schule schaffen sollen oder wie es im Beruf weitergehen wird.

In meiner Ungeduld bin ich auf ein Kalenderblatt für den Monat März mit Worten von Arthur Schopenhauer aufmerksam geworden:

„Denn es ist durchaus töricht,

eine gute gegenwärtige Stunde von sich zu stoßen

oder sie mutwillig zu verderben

aus Verdruss über das Vergangene

oder Besorgnis wegen des Kommenden.“

Das spricht mir ins Herz. Wir sollten „jede erträgliche und von unmittelbaren Widerwärtigkeiten und Schmerzen freie Stunde mit Bewusstsein als solche genießen“.

An vielen Tagen gibt es doch solche Stunden! Wenn mich die Frühlingssonne wärmt und auf der Wiese die Bienen von einem Krokus zum nächsten summen. Oder wenn morgens der Kaffee duftet und ich mein Frühstück genießen kann. Solche frohen Stunden geben Kraft, die schwierigen auch zu bestehen. Die Freude am „jetzt“ sollte über Sorgen, Ungeduld oder Ärger nicht untergehen. Der Blick auf das Frohmachende tut gut, und Dank macht das Leben leichter.

Solch einen Blick entdecke ich auch im Namen des 3. Sonntages des Passionszeit: Okuli!

„Oculi mei semper ad Dominum.“

Mit diesen lateinischen Worten aus Psalm 25 begann früher der Gottesdienst an diesem Sonntag - daher dieser Name. „Meine Augen sehen stets auf den Herrn – denn der Herr wird meinen Fuß aus dem Netz ziehen.“ Ja, meinen Blick will ich auf Gott richten, mein Vertrauen an ihm ausrichten. Er ist mein Schutz im Leben. Er schenkt frohe Stunden und tröstet in den schweren.

Also die frohen Stunden genießen – diesen nachdrücklichen Rat Schopenhauers werde ich mir aufschreiben und auf den Frühstückstisch legen, damit ich es nicht vergesse. Gott gebe uns doch mehr Gelassenheit in den Schwierigkeiten des Lebens, dass wir nicht miesgrämig werden, sondern frohe Stunden gebührend wahrnehmen.