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Andacht vom 1.Februar 2012 von Beate Marwede

"Lobe Gott, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat." (Psalm 103,2)

Beim Treffen einer Gemeindegruppe zum Thema Loben und Danken sagte eine Frau folgenden Satz: "Ob ich mich bei meinem Mann bedanke, dass er den Rasen gemäht hat?"

Die Frau wirkt erstaunt. "Es ist doch selbstverständlich, dass er das macht. Das ist doch seine Aufgabe, so wie ich mittags immer koche, - da muss man sich nicht bedanken", fügt sie hinzu und dann: "Eigentlich würde ich mich über ein: Danke,- das Essen war lecker, freuen."

Mit dem Dank und dem Lob tun sich viele Menschen schwer, insbesondere, wenn es sich um Alltägliches handelt, um lange verteilte Aufgaben: Viele meinen, dass man sich für Selbstverständliches nicht bedanken muss, ja, dass zuviel Lob, insbesondere bei Kindern, zu Übermütigkeit führt. So sagen viele nicht: "Danke für das Abnehmen der Wäsche", sondern:
" Na ja, du bist ja alt genug, dass du im Haushalt mithilfst."

Zur Sparsamkeit mit Lob und Dank kommt oftmals, dass uns vergessene oder misslungene Aufgaben, Fehler und Missgeschicke umso deutlicher ins Auge fallen.

Mit Kritik und Vorwürfen sind viele schnell. Ein misslungener Kuchen wird heftig beklagt, die gelungenen Kuchen der letzten zwei Jahre sind unwichtig -. Bei vergessenen Aufgaben heißt es schnell: "Immer vergisst du die Spülmaschine auszuräumen….".

Wenn wir das Gelingen für selbstverständlich und nicht beachtenswert halten, aber, das, was misslingt oder schwierig ist, besonders beachten, verschiebt sich die Wahrnehmung unserer Lebenswirklichkeit. Das Schwierige bekommt das Übergewicht, wir sehen vor allem das Negative und die Defizite, wir werden unzufrieden.

Das ist nicht nur ein zwischenmenschliches Problem - auch in der Gottesbeziehung gibt es die Schieflage der Wahrnehmung. Die Klage oder der Hilferuf sind vielen näher als der Dank für das, was einfach für uns da ist.
Schon in den Psalmen klingt es an "Lobe Gott, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat." (Psalm 103,2)

Ich glaube, dass Gott unseren Lob und unseren Dank nicht für sich selbst braucht. Doch Menschen tut es gut, zu danken und zu loben, weil sie dann das Leben bewusster wahrnehmen.

Es gibt eine einfache Übung: Jeden Abend überlegt Mann/Frau, was er/sie Gutes erlebt hat, 10 Dinge. Es dürfen Kleinigkeiten sein: eine geruhsame Nacht, der Gesang der Vögel, ein Lächeln beim Einkaufen; ein pünktlicher Bus… Wir merken: In vielem sind wir reich beschenkt, oft ist eindeutig viel mehr gelungen als misslungen. Loben und Danken hilft das rechte Maß zwischen Schönem und Schwierigem auszuloten.

Loben und Danken zeigt, dass wir wahrnehmen, was andere für uns tun und es wertschätzen.

Lob und Dank zu hören tut gut, weil wahrgenommen und wertgeschätzt wird, was wir für andere tun.

Beate Marwede, Superintendentin