Wie neugeboren!

„Ich fühle mich wie neugeboren!“ Kennen Sie diese Erfahrung?

Jedes Mal, wenn ich zur Fußpflege gehe, dann wieder mit frischen Füßen in meine Schuhe schlüpfe und loslaufe, habe ich dieses Gefühl: Wie neugeboren! Es ist ein herrliches Empfinden, so frisch und entlastet. Leider hält es nicht so lange an. Aber wenn mein nächster Termin ansteht, habe ich schon Vorfreude auf dieses Danach-Gefühl.

Zum Gemeindenachmittag in dieser Woche haben mir Frauen das Gefühl bestätigt. Es könnte auch nach einem Frisörbesuch oder einer Massage sein: Man fühlt sich erholt, viel frischer, gepflegt oder von Verspannungen befreit. Die ehemaligen Gärtnerfrauen erzählten auch von dem wohltuenden Gefühl, nach einem langen Arbeitstag zu duschen und dann frische Sachen anzuziehen.

Es sind kleine Momente von Glück und Wohligkeit. Wir können sie genießen, auch wenn sie schnell verfliegen.

Vom Wie-Neugeboren-Sein erzählt auch der morgige Sonntag. Er hat den schwierigen lateinischen Namen „Quasimodogeniti. Das heißt übersetzt „wie die Neugeborenen“! Gemeint waren in alten Zeiten wohl die an Ostern getauften Menschen, die eine Woche lang ihr weißes Taufkleid trugen. Aus der Taufe herausgehoben wäre der Mensch dann wie neugeboren. Der zum Sonntag gehörende Bibelspruch aus dem 1. Petrusbrief erläutert das mit für unsere Ohren vielleicht zunächst etwas komplizierten Worten:

„Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns nach seiner großen Barmherzigkeit neugeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten.“

Durch Ostern, durch die Auferstehung Jesu, kann man wie neugeboren sein, weil Hoffnung Leben spendet. Hoffnung kommt von Ostern her, Hoffnung, dass der Tod die letzte Macht nicht mehr hat. Du darfst dich jeden Tag in Gottes Hand geborgen wissen. Er hat ins Leben gerufen, er ist der Lebensbegleiter, der immer da ist. Nie wirst du ganz allein sein. Halte dich an Gott fest. Du bist getauft, Gott steht zu dir und will dir Lebenskraft geben. Wer Hoffnung hat, findet neue Kraft. Es ist nicht alles umsonst. Ich kann selbst anderen Hoffnung geben.

Ein Hoch auf die Taufe - davon redet der morgige Sonntag. „Ich bin getauft“ soll Martin Luther auf sein Schreibpult geschrieben haben. Weil das jeden Tag gilt. Ein Neugeborengefühl, das einen immer wieder erfüllen kann und das länger anhalten kann als das Wohlgefühl von Fußpflege, Frisör oder Massage.

Ich wünsche Ihnen die kleinen Glücksmomente des Wie-Neugeboren-Seins. Aber auch das tägliche Glück der Getauften. Jeder ist eingeladen, sich taufen zu lassen – zur lebendigen Hoffnung.